Das goldene Halsband von Pingjum: ein Deich und seine Geschichte
1000 Jahre ist er alt, der Seedeich mit seinem bemerkenswerten Namen: das Goldene Halsband von Pingjum. Erleben Sie Momente der besonderen Art auf einer Wanderung, einer Radtour oder vielleicht sogar bei einem Ausritt. Das Goldene Halsband von Pingjum ist ein historischer Seedeich, der heute mitten in der Landschaft liegt. Jahrhundertelang schützte dieser Innenbereich das Dorf Pingjum mitsamt dem umliegenden Weideland. Diese Funktion erfüllt er inzwischen nicht mehr, aber nutzlos ist er trotzdem nicht: Als denkmalgeschütztes Werk bildet der einstige Deich nun ein einzigartiges Erholungsgebiet.
DIE FRIESISCHE FLUT
Das Goldene Halsband von Pingjum schützte die Bewohner von Pingjum vor den Wassermassen der Marne, einem Seitenarm des Wattenmeers. Die Flutkatastrophe, die sich 1953 in Zeeland ereignete, ist vielen noch im Gedächtnis. Aber nur wenige wissen, dass Friesland im Jahr 1825 von einem Unglück von vergleichbaren Ausmaßen heimgesucht wurde. Als in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1825 bei einem heftigen Weststurm die friesischen Seedeiche nachgaben, blieb das Dorf Pingjum verschont. Das Goldene Halsband von Pingjum hat somit eine sehr wichtige Funktion erfüllt und viele Menschenleben gerettet. Durch die Schaffung von besseren Seedeichen und am Ende durch den Bau des Abschlussdeichs verloren Innendeiche wie das Goldene Halsband von Pingjum ihre Wasserschutzfunktion. Der Deich wurde sogar teilweise weggebaggert. Zum Glück ist einiges davon geblieben, einschließlich der Polder und Wiesen in der Umgebung dieses Jahrhunderte alten Deichs, der inzwischen unter Denkmalschutz steht.
SEEDEICH MIT KULTURHISTORISCHEM WERT
Ein Großteil des Goldenen Halsbandes von Pingjum ist erhalten geblieben und derzeit gut begehbar. Dass dies so bleibt, ist auch dem aktiven Engagement viele Einwohner aus Arum, Kimswerd, Pingjum, Witmarsum und Zurich zu verdanken. Sie haben sich zusammengeschlossen, damit wir auch in Zukunft diese jahrhundertealte Kulturlandschaft erleben können. Denn der Deich blieb im Laufe der Zeit nicht unbeschädigt. Absackungen und der landwirtschaftliche Schwerlastverkehr machten ihm schwer zu schaffen. 2015 wurde eine kulturhistorische Studie durchgeführt. Daraus ergab sich, dass das Goldene Halsband von historischem Wert ist und unter Denkmalschutz gestellt werden sollte. 2017 erhielten die noch existierenden Teile des Deiches sowie einige Wiesen und Polder in der Umgebung des alten Deiches tatsächlich diesen Status.
DAS GOLDENE HALSBAND VON PINGJUM: EIN STÜCK DEICHGOLD
An mehreren Stellen in der Landschaft ist der Deich nach wie vor gut erkennbar. Eine Gegend, die zum Radfahren oder Wandern geradezu herausfordert. Kein Wunder, denn die ca. 15 km sind hervorragend zu Fuß zu bewältigen. Das „Goldene Halsband von Pingjum“ ist außerdem größtenteils auch für Reiter zugänglich. Rund um das Dorf Pingjum gibt es verschiedene Rast- und Anbindestellen für Pferde.
Zur Wanderroute gehenWARFTDÖRFER AM GOLDENEN HALSBAND VON PINGJUM
Entlang des Goldenen Halsbands von Pingjum findet man noch einige Warftdörfer, wie Zurich, Kimswerd und Arum. Das Warftdorf Witmarsum findet man an der Ostseite. Dieses Warftdorf entwickelte sich nach der Fertigstellung des Goldenen Halsbandes von Pingjum zu einem regionalen Zentrum zu beiden Seiten des Deiches. Das Warftdorf Pingjum liegt mitten im Polder. Ein Teil von Pingjum steht unter Denkmalschutz. Und das nicht ohne Grund. Denn in dieser malerischen Umgebung stehen mitten im Dorf auf der Warft die um 1500 erbaute Sankt-Viktoriuskirche sowie einige Diakoniehäuser mit sehenswerten Fassaden aus dem Jahr 1861. Die Kirche besteht aus melierten gelben Ziegeln. Auch das zweite Gotteshaus im Dorf, eine Mennonitenkirche, steht unter Denkmalschutz. Das charakteristische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde als sogenannte Tarnkirche errichtet. Von außen sieht man nicht, dass es eine Kirche ist. Zumindest nicht auf den ersten Blick, aber wenn man sich den Bogen ansieht, erkennt man es dennoch.
DIE GESCHICHTE IN GESCHICHTEN
Wer Ruhe und Weite mag und trotzdem eine reichhaltige Kulturgeschichte zu schätzen weiß, ist in diesem nordwestlichen Teil der Wattenmeerküste gut aufgehoben. Wussten Sie schon, dass hier die Wurzeln der Mennoniten liegen? Menno Simons, der Begründer dieser Glaubensgemeinschaft mit weltweit über 1,3 Mio. Anhängern, wurde 1496 in Witmarsum geboren. Ein anderer berühmter Sohn der Region ist Pier Gerlofs Donia, besser bekannt als „Grutte Pier“. Dieser legendäre friesische Freiheitskämpfer wurde um 1480 in Kimswerd geboren. In seinem Geburtsdorf kann man ein in Stein gehauenes Denkmal von „Grutte Pier“ bewundern. Und es findet sich garantiert immer jemand, der die ein oder andere Anekdote über ihn erzählen kann. Geschichten wie nur die Geschichte sie schreibt.
Set earne de earste stap
folgje de dyk dy’t der noch leit
moaie wurkleaze binnendyk
sjoch Arum, Surch en Penjum
yn de rûge begroeiing op
Oersetting: Syds Wiersma |
Fang einfach an mit dem ersten Schritt
Und deine Füße schlängeln mit
Ein schöner Innendeich,
In der Ferne die Kirchtürme
Wie die Pflanzen, die hier wild wachsen,
© Dien L. de Boer |