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Aalfang in Friesland: Geschichte zum Anfassen – und zum Probieren!

Auch Sie können sich auf den Spuren des Aals durch Waterland van Friesland bewegen. Wie? Einfach mit dem Strom schwimmen. Friesland und seine Aale... das gehört einfach zusammen. Dank der nachhaltigen Pflege des Aalbestandes kehren die alten Zeiten langsam, aber sicher zurück. Denn Aalfischerei und Aalhandel sind schon seit Jahrhunderten in Waterland van Friesland beheimatet. Der längliche Fisch kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Einst, zu den besten Zeiten des Aalhandels, fuhren an die 16 Schiffe ganze sechs Mal pro Jahr nach London, um jenseits der Nordsee lebende Aale an den Mann zu bringen. Die Verständigung dürfte übrigens kein Problem gewesen sein: Das friesische Wort für Aal („Iel“) klingt genau wie das englische „Eel“. Aale fangen, Aale räuchern und Aale essen in Friesland? Hier erfahren Sie a(a)lles darüber!

DIE LECKERSTEN AALE GIBT ES IN FRIESLAND

Denn Kenner wissen: Ein Aal aus friesischen Gewässern schmeckt einfach am besten. Frisch geräucherter Aal ist auf friesischen Märkten und in Restaurants quasi Dauergast. Das Räuchern von Aalen nennt man auf Friesisch „Ielrikje“. Möchten Sie selbst einmal sehen, wie Aal in Friesland geräuchert wird, um anschließend das Endergebnis zu probieren? In Friesland gibt es nur noch zwölf Berufsfischer, die eine Genehmigung für den Aalfang besitzen. So zum Beispiel Andries van Netten in Gaastmeer, der seinen Fang selbst räuchert. Und der leidenschaftlich erklären kann, wie das vor sich geht. Selbstverständlich kann man den frisch geräucherten Aal bei ihm auch kaufen. In Heeg ist Freerk Visserman ein Begriff. Bei ihm kann man nicht nur Aal kaufen, sondern man kann auch ein Stück mit ihm mitfahren an Bord seiner Electric Eel. Oder man besucht die Aalfabrik in Rohel, in der auf nachhaltige Weise Aal herangezüchtet wird. Hervorragenden Aal erhält man auch im Fischgeschäft Iel en Maar in Reduzum. Fischer Ale de Jager verkauft hier gemeinsam mit seiner Frau Marjan seinen Fang aus den friesischen Gewässern.

paling die op een stok hangt om te roken

AALFANG IN FRIESLAND

Leider haben die vielen Schleusen, Pumpwerke und der Abschlussdeich (seit 1933) dem Aalbestand nicht besonders gutgetan. All diese Bauwerke behinderten die natürliche Migration des Aals in die Sargassosee, einen Teil des Nordatlantiks, in dem alle Aale laichen. Dadurch geriet die Fortpflanzung in Gefahr. Auch die Schaffung der Polder Wieringenmeer und Flevoland, die mit dem Bau von zahlreichen Schleusen und Pumpwerken einherging, verringerte den Lebensraum und die Durchgangsmöglichkeiten für junge Aale. Nur über die Schleuse von Stavoren gab es noch eine Verbindung zwischen dem IJsselmeer und dem Heegermeer. Auch die Motorisierung der Schifffahrt hat dem Aalbestand schwer zugesetzt. Deshalb gilt seit 2009 ein landesweites Fangverbot. Sollte Ihnen beim Angeln in Friesland ein Aal ins Netz gehen, sind Sie nach den Bestimmungen für die Sportfischerei in den Niederlanden in nahezu allen Gewässern verpflichtet, ihn wieder freizulassen. Nur noch Berufsfischer dürfen in Friesland Aale fangen. Und das nur nach zuvor festgelegten Fangquoten. Aale, die kürzer als 35 cm sind, werden wieder zu Wasser gelassen.

Het skûtsje van Heeg vaart in het water met  zeilboten er om heen.

REGENERATION DES AALBESTANDES

Dass man diesen außergewöhnlichen Fisch trotzdem immer noch genießen kann, ist nicht zuletzt den Anstrengungen des Friesischen Binnenfischerverbandes und eines gemeinnützigen Vereins namens Stichting DUPAN zu verdanken. Beide Organisationen setzen sich für eine nachhaltige Pflege des Aalbestandes ein. Sie reglementieren den Fischfang mit Fangquoten und setzen alle zwei Jahre Millionen von Jungaalen (Glasaale) in den friesischen Gewässern aus. Der Wasserverband Wetterskip Fryslân sorgt seinerseits für eine Verbesserung der Fischmigration und des Fischbestandes. Schleusen, Pumpwerke, Stauwehre, Deiche und Dämme werden fischfreundlich umgestaltet und Hindernisse werden beseitigt. Diese Maßnahmen sind ein erheblicher Impuls für die Stabilisierung des Aalbestandes. Bahnbrechend ist in diesem Zusammenhang der Fischmigrationsfluss, durch den ab 2024 Fische (und somit auch Aale) durch ein sprichwörtliches Loch im Abschlussdeich schwimmen können. Der Fischmigrationsfluss ist ein Fluss, der sich über mehrere Kilometer quer durch den Abschlussdeich schlängelt. So können sich Aale zwischen Wattenmeer und IJsselmeer wieder frei bewegen. Ein solcher künstlicher Gezeitenfluss an der Grenze zwischen Süß- und Salzwasser ist übrigens eine Weltneuheit. Mehr über den Fischmigrationsfluss erfahren Sie beim Afsluitdijk Wadden Center.

Besuch Afsluitdijk Wadden Center

DIE RUHMREICHE GESCHICHTE DES AALFANGS

Wer Heeg besucht, wird feststellen, dass sich dieses friesische Dorf nicht ohne Stolz „Aaldorf“ nennt. Der Grund dafür ist leicht erklärt: Einst betrieb Heeg einen ziemlich lukrativen Handel mit dem länglichen Fisch. So lag bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in London immer ein Aalfrachter aus Heeg am Kai. Denn friesische Aale waren in Englands Hauptstadt heiß begehrt, vor allem beim einfachen Volk, und gerade in London gab es viele hungrige Mäuler zu stopfen. Das Dorf Gaastmeer, unweit von Heeg, war ein wichtiges Zentrum für die Aallagerung. Auch Workum, eine der elf friesischen Altstädte, lebte viele Jahre vom Handel mit dieser besonderen Fischart. Die Friesen, insbesondere die Familie Visser, dominierten den Aalhandel und hatten in London eine Monopolstellung. Friesische Familien betätigten sich übrigens nicht nur als Aalhändler, sondern sie fingen ihn auch. Zudem waren sie im Schiffsbau aktiv und betrieben Segel- und Seilmachereien.

Lesen Sie hier mehr über die Geschichte des Aalhandels

AALFRACHTER IN HEEG

In den 1930er Jahren kam für Heeg das lukrative Aalgeschäft aus mehreren Gründen zum Erliegen. Wichtigste Ursache war die zunehmende Verschmutzung der Themse durch Dampf- und Motorschiffe. Der lebende Aal an Bord der Frachter war schließlich diesem Wasser ausgesetzt. Außerdem war das englische Pfund stark abgewertet, sodass die Engländer wesentlich mehr für ihren Fisch zahlen mussten. Zudem wurde durch das Aufkommen der Motorschiffe der Konkurrenzkampf härter. Irgendwann lohnte sich die beschwerliche Überfahrt nach London nicht mehr. Die letzten Aalfrachter liefen 1936 Richtung England aus. Danach wurden die Schiffe überflüssig und landeten bis 1945 allmählich auf dem Schrott. Zum Glück haben engagierte Einheimische dafür gesorgt, dass ein Stück dieses nautischen Kulturerbes erhalten geblieben ist. Gemeinsam bauten sie einen echten Aalfrachter aus Holz nach: die Korneliske Ykes II. Dieser rekonstruierte Frachter belebte im Juni 2019 die alte Tradition neu und wagte mit einer Fracht lebender Aale die Überfahrt nach London. Im Sommer kann man diesen Aalfrachter an seinem festen Liegeplatz in Heeg bewundern, genau gegenüber vom Restaurant Jonas de Walvis. Der Aalfrachter ist übrigens immer wieder abends unterwegs. An Bord hat er dann allerdings keine Aale, sondern Fahrgäste. Tickets für die Rundfahrten sind im Besucherzentrum Heeg erhältlich.

Entdeck mehr über der Aalfrachter

AALFISCHER IN FRIESLAND

Professionelle Aalfischer gibt es in Friesland nur noch wenige. Einer von zwölf verbliebenen Berufsfischern in Friesland ist der bereits genannte Freerk Visserman. Er fischt noch mit Reusen und legt seine Netze zeitlich abgestuft an verschiedenen Stellen aus. Zu Beginn des Frühjahrs setzt er seine Reusen in den Tümpeln hinter Heeg, weil dort der erste Aal gefangen werden kann. Später im Frühjahr kommen die übrigen Fangorte seines Gebietes an die Reihe, z. B. das Slotermeer. Visserman liefert direkt an Restaurants in Heeg und Umgebung. Auch verkauft er einen Teil seines Fangs an der Fischauktion von Urk. Wer Interesse hat, kann mit ihm auf Fang gehen, auf seiner fast geräuschlosen Elektroschaluppe „Electric Eel“.

Mehr Informationen über 'Electric eel'
een man met een hoed in een boot

BESUCHERZENTRUM HEEG

Die Aalfischerei und der Aalhandel haben Heeg einen beträchtlichen Wohlstand beschert. Und ein wichtiges Wahrzeichen des Aalhandels war der Aalfrachter. Im nagelneuen Besucherzentrum Heeg erfahren Sie mehr darüber. Hier finden Sie eine Impression des berühmten Aalfrachters Korneliske Ykes II, die Erinnerungen an die Zeit des Aalhandels hautnah lebendig werden lässt. Natürlich wurde in Heeg nicht nur Aal gefangen. Welche Fische außerdem noch gefangen wurden, sehen Sie im weiteren Verlauf. Trauen Sie sich, einen dieser Fischschwänze herunterzudrücken, um herauszufinden, wie sein Kopf aussieht? Entdecken Sie diese und weitere interaktive Erlebnisse im Besucherzentrum an der Harinxmastrjitte. Hier erhalten Sie einen Einblick in die Geschichte, die Kultur sowie in die Wassersport- und Freizeitmöglichkeiten in Heeg und in der übrigen Region Waterland van Friesland. Ein echtes Erlebnis!

Besuch Heeg

AAL-RADTOUR UND DORFBUMMEL DURCH HEEG

Auf den (Aal-)Geschmack gekommen? Wie wäre es dann mit einer Radtour auf den Spuren des Aalhandels? Ausgangspunkt ist das Besucherzentrum Heeg. Die 32 km langer Fahrtroute führt zu allen historischen Orten in Waterland van Friesland, an denen die Aalfischerei von großer Bedeutung war, teilweise sogar bis heute. Sie fahren durch Heeg, Gaastmeer und Workum. Lieber zu Fuß unterwegs? Bei einem Dorfbummel durch Heeg wandeln Sie auf den Spuren der Geschichte und sehen das Dorf mit völlig anderen Augen. Wegbeschreibungen für die Radtour und den Dorfbummel sind im Besucherzentrum Heeg oder im Online-Shop erhältlich.

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Fietsen in Zuidwest Friesland bij Bed and Breakfast under de wol in oudega

Aale probieren und den Aalfang erleben

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