Die Bucht von Molkwar: Vögel beobachten in Friesland
Wer eine ornithologische Ader hat, ist in der Bucht von Molkwar gut aufgehoben. Aber man muss kein Vogelkenner sein, um dieses herrliche Naturgebiet an der IJsselmeerküste kennen und lieben zu lernen. Folgen Sie den Konturen der IJsselmeerküste über den „Noorderdijk“ zwischen Hindeloopen und Stavoren! Bei einer Wanderung über diesen ehemaligen Seedeich passieren Sie die „Bocht fan Molkwar“, ein von It Fryske Gea betreutes Naturgebiet unweit des Dorfes Molkwerum. Eine flache Bucht mit kargem Grasland, Schilf, Gestrüpp und Sandbänken. Das Gebiet ist ganze 271 Hektar groß und erstreckt sich von Stavoren nach Molkwerum (auf Friesisch: Molkwar) und von dort aus weiter nordwärts bis nach Hindeloopen. Ein wahres Paradies für Vögel und Vogelbeobachter. Oder wie wir Friesen sagen: ein „Fûgelparadys“. In diesem natürlichen Stillleben sorgen Wind und Vögel für Bewegung. Und das spürt man!
VOGELBEOBACHTUNGSHÜTTE
Eine gute Stelle, um dieses herrliche Naturgebiet zu genießen, ist der Noorderdijk in Molkwerum. An der Vogelbeobachtungshütte De Swan erwartet Sie ein traumhafter Ausblick. Die Bucht von Molkwar selbst ist nicht frei zugänglich. Der Weg führt durch den Schilfsumpf zur Vogelbeobachtungshütte. Von hier aus blicken Sie auf die untiefe Bucht mit ihren drei Inseln und einem Landstreifen, der sich am Seedeich entlang zieht. Eine Thermoskanne mit Tee oder Kaffee tut gute Dienste. Vergessen Sie auch Ihr Fernrohr nicht, denn Sie werden staunen. Verwöhnen Sie Ihre Ohren mit Naturgeräuschen. Man sollte es nicht für möglich halten, aber gerade das Geräusch von quakenden Enten und schnatternden Bartmeisen wirkt ungeheuer beruhigend. Allerdings kommt beim Vogelbeobachten manchmal ganz schön Spannung auf. Sehen Sie zum Beispiel die braune Kornweihe, die zierlich über dem Schilf schwebt, immer auf der Suche nach einem lebenden Leckerbissen, der einen kurzen Moment lang nicht aufpasst.
Besuch Vogelbeobachtungshütte De SwanZWEITAUSEND SCHWÄNE
Von der Hütte aus kann man eine Menge Vögel entdecken. Sie trägt ihren Namen De Swan übrigens nicht ganz zu Unrecht. Denn der Höckerschwan wird hier regelmäßig gesichtet, und auch der Zwergschwan findet sich gegen Ende September vorübergehend hier ein. Entlang der friesischen IJsselmeerküste werden nach Angaben von It Fryske Gea manchmal mehr als 2000 Zwergschwäne gezählt – Das sind ganze 20 % der gesamten Weltpopulation.
VÖGEL BEOBACHTEN IN FRIESLAND? AM BESTEN HIER!
‚Ob Ost- oder Westwind – hier weht immer eine steife Brise‘. Wind und Wasser schaffen tagtäglich Veränderungen in diesem großen, vogelreichen Naturgebiet. Weht der Wind stramm aus Westen? Dann ist der Wasserstand hoch, wodurch die Sandbänke überspült und die Inseln kleiner werden. Kormorane, Flussseeschwalben und Möwen machen einander die Futtergründe streitig. Aber sobald der Wind nach Osten dreht, wird der Wasserstand wieder geringer. Die Schlick- und Sandbänke ragen wieder aus dem Wasser hervor und bieten allen Vögeln genügend Platz. Und den brauchen sie auch, denn um den April herum übernachten hier manchmal bis zu 15.000 Kampfläufer. Auch im Schilf findet man viele Vogelarten, z. B. Bartrohrsänger, Wasserralle und Teichrohrsänger. Über den Schilffeldern schwebt regelmäßig die Rohrweihe auf der Suche nach Nahrung. Auch die Rohrdommel (die ungefähr so klingt, als würde man auf einer Bierflasche blasen) und die Sumpfohreule werden hier gesichtet. Und dann wären da noch Krickenten, Schellenten, Knäkenten, Lachmöwen, Flussseeschwalben, Flussregenpfeifer, Lachmöwen, Sandregenpfeifer und Rotschenkel. Das Gebiet ist nun einmal der Treffpunkt für gefiederte Freunde schlechthin.
IT FRYSKE GEA SETZT SICH EIN
Die Attraktivität der Bucht von Molkwar verdanken wir nicht zuletzt dem Engagement von It Fryske Gea. Diese Naturschutzorganisation legte 1995 vor der IJsselmeerküste zwischen Hindeloopen und Molkwerum drei kleine Inseln an. Der Erfolg stellte sich sofort ein: Magerwiesen, Schilf, Sümpfe und erhöhte Sandbänke bildeten sich. Seit dieser Zeit entwickelte sich das Gebiet zu einer Ruhe- und Brutstätte für eine Vielzahl von Wasser- und Weidevögeln. Nicht nur die Vögel in der Bucht von Molkwar sind etwas Besonderes, auch unter den Pflanzen befinden sich einzigartige Exemplare, wie zum Beispiel Purgier-Lein, Tausendgüldenkraut und Knotiges Mastkraut.
VON ZWEI STÄDTEN GESÄUMT
Unweit der Bucht von Molkwar liegen die sehenswerten Städte Stavoren und Hindeloopen. Stavoren (Starum auf Friesisch) ist die älteste Stadt Frieslands. Im Hafen steht die berühmte Frau von Stavoren. Dazu gibt es attraktive Geschäfte und viele gemütliche Kneipen. Hindeloopen (Hylpen auf Friesisch) ist u. a. wegen seiner Malkunst und wegen der stilvollen Kleidertracht aus früheren Zeiten bekannt. In dieser malerischen Stadt kann man so manche Entdeckungsreise unternehmen. Und auch hier stößt man auf viele kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants. Natürlich hat man auch in Hindeloopen einen Traumblick auf das IJsselmeer.
Die Städte besuchenWANDERUNG AN DER IJSSELMEERKÜSTE
Wer vom IJsselmeer nicht genug kriegen kann (wofür wir vollstes Verständnis haben), kommt auf diesem Wind-und-Wasser-Wanderweg voll auf seine Kosten. 15,3 Kilometer lang ist er und führt von Stavoren nach Workum (oder umgekehrt). Unterwegs sieht man die Bucht von Molkwar und das Dorf Molkwerum selbst: ein kleines Dorf, aber mit einer interessanten Geschichte. Im 16. und 17. Jahrhundert war dies ein Fischerdorf mit einer Schleuse und einem Seehafen in der Zuiderzee. Das Dorf unterhielt sogar ein eigenes Kontor in Amsterdam, um dort Geschäfte zu machen. Die Bewohner verkauften unter anderem Pökelfleisch von Schwänen. Daran erinnert auch heute noch das Wappen von Molkwar. Zum Glück kann man sich heute in der Bucht von Molkwar nur noch an lebenden Schwänen erfreuen.
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