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Skûtsjesilen: eine Regatta mit alten Frachtschiffen

Wer Friesland sagt, denkt dabei oft an einen Wassersport der besonderen Art: Skûtsjesilen. Jedes Jahr lebt diese typisch friesische Tradition auf den friesischen Gewässern wieder auf. Ein Wettkampf, bei dem es auf „Wynenerzjy“ ankommt. Das kommt Ihnen Spanisch vor? Ist aber Friesisch und heißt so viel wie „Windenergie“. Skûtsjesilen bedeutet: Wettkampfsegeln mit alten Frachtschiffen. Unterwegs werden verschiedene Dörfer und einige der friesischen Altstädte angesteuert. Nicht nur das Wetteifern zwischen diesen traditionellen Frachtschiffen ist ein Erlebnis. Auch die Orte, an denen diese Karawane vorbeizieht, sind in dieser Zeit in Feierlaune. Aber begeben wir uns zuerst auf eine kurze Zeitreise, um mehr über diese echt-friesische Tradition zu erfahren.

SKÛTSJES: DIE LKW VON ANNO EINST

Skûtsjes waren viele Jahre lang als Frachtschiffe auf den friesischen Binnengewässern unterwegs. Denn nahezu alle Dörfer in Friesland waren auf dem Wasserwege erreichbar. Die Skûtsjes dienten somit gewissermaßen als Lkw und die Kanäle waren die Autobahnen. Die richtige Aussprache lautet übrigens „Skuhtsche“, im Deutschen spricht man von „Schute“, oder auch von „Leichter“. Geladen hatten diese Segelschiffe vor allem Torf, Kartoffeln, Zuckerrüben, fruchtbare Warfterde, Mist und Baumaterialien. Für die Schifferfamilien diente das Schiff auch als Behausung. Ihr Wohnbereich war zwar klein, aber man zwängte sich halt hinein und lebte und lachte auf engstem Raum. Gefahren wurde auf Windenergie oder mit eigener Kraft. Denn schließlich herrschte nicht immer Wind, und manchmal gab es auch Gegenwind. Dann gingen Frau und Kinder oder der Knecht von Bord, um das Schiff zu „treideln“, mit anderen Worten: Sie zogen das Schiff mit Muskelkraft hinter sich her. In Friesland nannte man das „yn 'e beage rinne“, zu Deutsch: im Geschirr laufen, um das Schiff zu ziehen.

Skûtsjesilen: Zeit totschlagen zwischen zwei Frachten

Die ersten Wettkämpfe zwischen den Skûtsjes ereigneten sich immer dann, wenn gerade keine Fracht zu transportieren war. Dann gab es für die Schiffer keine Arbeit, aber dafür viel Zeit. Also beschlossen sie, auf den friesischen Gewässern miteinander die Kräfte zu messen. Einfach mal sehen, wer der schnellste war, bevor der nächste Transport wieder anstand. Schon bald sollten Gastwirte und andere Liebhaber die ersten „offiziellen“ Wettkämpfe organisieren. Man konnte sogar schon Preise gewinnen. So erschien im Leeuwarder Courant vom 12. August 1834 folgende Anzeige:

„Einige Liebhaber der Segelei in Sneek sind zu einem Wettsegeln geneigt am Mittwoch, dem 20. August  1834, nachmittags um Punkt halb zwei Uhr: für Fährschiffe und Schniggen von 8 Ellen, 207 Streep und größer. Der Sieger erhält eine hübsche, fein bearbeitete silberne Taschentabakdose“.

 

EINE TRADITION WIRD GERETTET

Mit dem Aufkommen der Motorschiffe hatten Segelboote als Transportmittel für Frachten bald ausgedient. Und damit verschwanden 1945 auch die Skûtsjesilen-Wettkämpfe. Allerdings waren sich alle Beteiligten einig, dass die Skûtsjes als fahrende Tradition erhalten bleiben sollten. Skûtsjesilen gehört einfach zu Friesland! Gerben van Manen aus Drachten war selbst ein Segelbegeisterter. Er ergriff nach dem Krieg die Initiative zur Gründung der Sintrale Kommisje Skûtsjesilen (SKS), die künftig die Regatten ausrichten sollte. Das Echo war enorm. Schon bald musste bei der Teilnehmerzahl eine Höchstgrenze von 14 eingeführt werden. Skûtsje-Besitzer, die dadurch nicht teilnehmen konnten, schlossen sich 1981 in der Stichting Iepen Fryske Kampioenskippen Skûtsjesilen (IFKS) zusammen. Inzwischen organisieren sowohl SKS als auch IFKS jedes Jahr in ganz Südwestfriesland Segelregatten, die sowohl von Einheimischen als auch von Gästen gut besucht werden.

skûtsje met publiek

SO WENIG PUNKTE WIE MÖGLICH

Beim Skûtsjesilen geht es vor allem um den Endsieg. Und den schafft man nur, wenn man als Schiffer eng mit seiner Besatzung zusammenarbeitet und bei allen Tagesregatten gut im Rennen liegt. Das Ergebnis des Tages ist ausschlaggebend für die Punktzahl. Am Ende aller Wettkämpfe werden die Punkte addiert, und derjenige mit den wenigsten Punkten ist der Gewinner. Wer als Neunter ins Ziel geht, erhält nämlich neun Punkte, und der Zehnte erhält zehn Punkte. Die Kunst besteht also darin, täglich möglichst unter den ersten Skûtsjes zu sein, um so wenig Punkte wie möglich zu sammeln.

VOM BOOT AUS ZUSEHEN

Bei den Regatten kann jeder zuschauen. Vom Ufer aus sind die gegeneinander antretenden Skûtsjes gut zu sehen. Noch näher kommt man allerdings heran, wenn man sich aufs Wasser begibt. Das geht sogar mit dem eigenen Boot, solange man sich aus der Wettkampfzone heraushält. Auch werden während der Regatten viele Rundfahrten organisiert. So sind Sie – trotz sicherer Entfernung – noch näher am Geschehen und erhalten einen genaueren Eindruck von dem, was Skûtsjesilen eigentlich bedeutet. Streichen Sie sich die Wettkampftermine rot im Kalender an und buchen Sie über den VVV Waterland van Friesland eine solch einzigartige Rundfahrt.

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skûtsjes

Waterland van Friesland eine solch einzigartige Rundfahrt. SELBST SKÛTSJESILEN?

Na, auf den Geschmack gekommen? Kein Wunder. Skûtsjesilen kann regelrecht süchtig machen. Den Zuschauer, aber vor allem natürlich den Teilnehmer. Außerhalb der Wettkämpfe bieten viele Schiffer die Möglichkeit, selbst an Bord eines Skûtsje mitzufahren. Dabei werden verschiedene Segeltörns und Rundfahrten organisiert. Haben Sie selbst ein Boot oder planen Sie, ein Boot zu mieten? Dann können Sie die Original-SKS-Fahrtroute selbst nachfahren. Auf 135 km Länge erfahren Sie die Nostalgie der SKS-Meisterschaftstour. Sie erleben die Dörfer, die Städte und die Gegenden, die auch die Skûtsjes ansteuern. So kommt tatsächlich ein wenig Skûtsjesilen-Feeling auf und Sie dürfen sich wie ein „oprochte Fries“ fühlen. Wie ein stolzer, waschechter Friese.

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