’t Anker (ehemalige (Neu-)Reformierte Kirche) Oosthem
Oosthem
Ca. 100 m Luftlinie von der Johanniskirche entfernt, findet man in Oosthem noch ein Gotteshaus: die Kirche der seinerzeit abgespaltenen Reformierten von 1897.
Hier schon mal ein Vorgeschmack
Ca. 100 m Luftlinie von der Johanniskirche entfernt, findet man in Oosthem noch ein Gotteshaus: die Kirche der seinerzeit abgespaltenen Reformierten von 1897. 't Anker, wie das Gebäude heute heißt, ist geradezu das Gegenstück zu der gewaltig wirkenden Hauptkirche im Dorf: eine kleine, bescheidene Kirche mit einer größtenteils schmucklosen Backsteinfassade, nüchternen Rundbogenfenstern und nur mit einem kurzen Turm. Das Gebäude ist nur vier Joch lang, was ungefähr der Größe einer Doppelhaushälfte entspricht.
Der Bau dieser Kirche geht zurück auf die sogenannte Doleantie (abgeleitet vom lateinischen Wort 'dolere' = klagen), einer Bewegung von protestantischen Gläubigen, die im späten 19. Jahrhundert Missstände in der ehemaligen reformierten Staatskirche (Nederlands Hervormde Kerk) anprangerten. Unter der Führung des Pfarrers und späteren Politikers Abraham Kuyper mündete dieser Missmut 1886 in einer Kirchenspaltung, die zum Entstehen der (Neu-)Reformierten Kirche (Gereformeerde Kerk) führte. Auch die Kuyper-Anhänger in Oosthem brachen mit der Hauptkirche und waren dadurch nicht mehr in der Johanniskirche willkommen. 1897 kauften sie für 228 Gulden ein kleines Grundstück am 'Reitweg' durch das Dorf. Johan Spijksma, ein Bauunternehmer aus IJlst, entwarf die Kirche und baute sie mit einem örtlichen Kollegen. Zwischen dem Grundstückskauf und der Einweihung der Kirche vergingen gerade einmal vier Monate.
Eine Überraschung, die einen drinnen erwartet, ist die hervorragend restaurierte Orgel. Sie wurde 1840 für die mennonitische Kirche von Heerenveen gebaut, ist aber seit 1900 hier in Oosthem zu bewundern. Da beide Kirchen inzwischen wieder vereint sind, dient diese Kirche nicht mehr als Gotteshaus, sondern wird seit 2008 als "kirchliches Zentrum" genutzt.
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Die Befreiung Frieslands 1
Die Befreiung Frieslands 1
Anfang April wurde deutlich, dass die Befreiung Frieslands kurz bevorstand. Obwohl die Provinz nicht wie andere Teile der Niederlande unter einem echten Hungerwinter gelitten hatte, herrschte in der Provinz ein großer Mangel an fast allem. Und der Terror der Besatzer wuchs. Infolgedessen wurde auch der Widerstand gegen die Besatzer immer stärker. Der Kampf zwischen beiden war Anfang 1945 härter als je zuvor.
In Friesland waren die sogenannten Knokploegen (KP) [Schlägertruppen] für die meisten Widerstandshandlungen verantwortlich. Es gab aber auch noch andere Gruppen. Auf Anordnung der niederländischen Regierung in London wurden alle diese Gruppen in den niederländischen Inlandsstreitkräften (NBS) zusammengefasst. In Friesland geschah dies am 12. Dezember 1944.
Mit den NBS, im Volksmund BS genannt, erhielt der bewaffnete Widerstand eine Organisation mit klarer Struktur. Die NBS sollte auch bei der bevorstehenden Befreiung eine Rolle spielen. Zu diesem Zweck wurden die Widerstandsgruppen ab Herbst 1944 mit Waffen ausgestattet. Diese wurden aus der Luft abgeworfen.
Am 8. April sendete Radio Oranje die Nachricht "Die Flasche ist leer". Dies war das Signal für die NBS, 36 Stunden später mit den Sabotageaktionen zu beginnen. Ziel war es, den Deutschen die Verteidigung gegen die anrückenden alliierten Truppen so schwer wie möglich zu machen.Der Widerstand tat dies, indem er Brücken unpassierbar machte, Eisenbahnen lahm legte, Wasserwege blockierte und Straßen versperrte. Die Reaktion der Besatzungstruppen war unbarmherzig. Als Vergeltungsmaßnahme wurden Dutzende von Gefangenen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten erschossen.
Als die Kanadier am 12. April in Friesland einmarschierten, wurden sie vom friesischen Widerstand äußerst wirksam unterstützt. Da er hervorragend organisiert war, konnte er den Kanadiern helfen, wichtige Brücken unter Kontrolle zu bringen, beschädigte Brücken zu reparieren und sie über die günstigste Route zu beraten.
Am 18. April war die gesamte Provinz mit Ausnahme der Watteninseln befreit (diese wurden erst Ende Mai und im Juni befreit). Im Vergleich zu anderen Provinzen gab es in Friesland nur wenige Kämpfe. Im Allgemeinen wurden die wenigen tausend deutschen Soldaten, die nicht aus Friesland fliehen konnten, von den Kanadiern relativ schnell besiegt.
Der Kommandeur der Royal Canadian Dragoons, Oberstleutnant Landell, lobte die Aktionen des Widerstands mit den Worten "Friesland liberated herself". Das mag zwar etwas übertrieben sein, aber die Aktionen des friesischen Widerstands haben die Befreiung zweifellos beschleunigt. Und sie verringerten die Zahl der Opfer auf Seiten der Alliierten.
Bei den Auseinandersetzungen mit den deutschen Truppen und ihren niederländischen Komplizen verloren mindestens 31 Widerstandskämpfer ihr Leben. Auf der Seite der Alliierten starben mindestens 11 Kanadier und ein Franzose. Die Kämpfe und der Beschuss forderten auch Dutzende von Opfern unter der Zivilbevölkerung. Die Zahl der Opfer auf deutscher Seite ist nicht bekannt, geht aber wahrscheinlich in die Hunderte. Mit 320 zerstörten Häusern, 4.000 beschädigten Häusern und 80 zerstörten Brücken war Friesland die am wenigsten beschädigte Provinz der Niederlande.
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