Streifzüge durch den Rijsterbos
Wiepkje Hoekstra liebt Friesland, Tiere und die Natur. Gemeinsam mit ihrem Hund Yfke ist sie oft in Südwestfriesland unterwegs. Als Bloggerin berichtet sie über ihre Abenteuer für Waterland van Friesland.
Manche steigen in den Flieger nach Ibiza. Andere buchen eine Luxuskreuzfahrt. Und ich? Ich fahre nach Gaasterland um dem Alltag zu entfliehen und erlebe dort mein eigenes kleines Mikro-Abenteuer. Gaasterland ist ein Landstrich, in dem man die Zeit vergisst: Wo die sanft gewellte Landschaft und die grünen Weitblicke einfach nie langweilig werden, wo man sich klein vorkommt zwischen Jahrhunderte alten Buchen, wo die Kliffs am IJsselmeer ihre magische Wirkung entfalten und wo das weiche Moos zu einer spontanen Pause in der Sonne einlädt.
“ Gaasterland ist ein Land, in dem man die Zeit vergisst ”
Quasi vor der Haustür und dennoch eine völlig andere Welt
Gaasterland ist ein „Land“, in dem man die Zeit vergisst, wo sanft geschwungene Landschaften und grüne Aussichten nie langweilig werden, wo man sich klein fühlt zwischen den jahrhundertealten Buchen, wo die Klippen am IJsselmeer einen verzaubern und wo das weiche Moos zu einer spontanen Pause in der Sonne einlädt.
So entstanden die Wälder im Gaasterland
Gaasterland erhielt seine endgültige Form in der vorletzten Eiszeit. Die wandernden Gletscher schufen die Kliffs am IJsselmeer und prägten die leicht hügelige Landschaft. Sandstürme überzogen den Untergrund mit einer dicken Sandschicht, auf der die geheimnisvollen Urwälder gut gediehen. Die heutigen Gaasterlander Wälder sind allerdings Kulturwälder, oft entworfen von Großgrundbesitzern. Das Waldstück Rijsterbos, zum Beispiel, wurde 1676 im Barockstil angepflanzt. Auftraggeber war der Amsterdamer Regent Hiob de Wildt. Hier flanierten früher die Damen in rauschenden Röcken auf sternförmig aufeinander zulaufenden Waldalleen.
Eine Tabakplantage misslang, aber die Holzwirtschaft mit Eichen spülte Geld in die Kasse. De Wildt baute Huize Rijs, ein Schloss mit großzügig bemessenem Schlossgraben, das letztendlich in den Besitz der Familie van Swinderen kam, die es bis 1939 bewohnte. Geblieben sind davon nur Steinwände, die auf die Konturen des Gebäudes schließen lassen. Der umliegende Schlossgarten mit Weiher und Obstgarten für typisch friesische Obstsorten wurde allerdings liebevoll wiederhergestellt.
Angesagt
Heute - ein paar Jahrhunderte später - ist Gaasterland wieder „in“ und kann als angesagter Hotspot punkten. Iebele van der Meulen hat das Gebiet zumindest überzeugt. Der Chefredakteur einer renommierten niederländischen Wohnzeitschrift kaufte sich mit seinen Partnern ein Zweithaus in Gaasterland. Jetzt pendeln die Journalisten zwischen zwei Welten: zwischen ihrer Großstadtexistenz in Amsterdam und der idyllischen Ruhe in der friesischen Natur. In ihrer zum Gästehaus umgebauten Scheune beherbergen sie Leute, denen Kunst, Design und die Natur am Herzen liegt. Ein idealer Ort, wenn man mal für ein Wochenende dem Alltagsstress entkommen möchte, meint zumindest die Tageszeitung Financieel Dagblad.
Und es stimmt: Im Gaasterland findet man wirklich Ruhe. Zum Beispiel bei einem Spaziergang über die majestätisch-breiten Sandwege im Rijsterbos. Oder über die diagonalen Seitenalleen, die de Wildt so sorgfältig plante. In der Regel trifft man keine Menschenseele. Nur ein freundlich grüßender Pake (friesisch für Opa) kreuzte heute meinen Weg. Auf Holzschuhen spazierte er quer durch den Wald, die Hosentaschen voller Hundekuchen für seinen vierbeinigen Begleiter. So kamen wir ins Gespräch. Ein kleiner Plausch unter Hundebesitzern.
Ein kleiner Friedenstempel und weitere spannende Geschichten
Aber zunächst einmal stößt man auf den neoklassizistischen Friedenstempel. Nach Napoleons Rückzug baute man zum Ausdruck der Freude diesen kleinen Tempel 1814 beim Anwesen Huize Rijs. 1944 feuerte der deutsche Besatzer aus dem Rijsterbos an die 70 Raketen in Richtung Antwerpen und England. Einige Lancierungen misslangen, und eine Explosion zerstörte diesen kleinen Tempel. Später wurde er an anderer Stelle wiederaufgebaut. Er trug die Inschrift (deutsche Übersetzung): „Frieden, Gottes kostbares Gold, sei den Niederlanden immer hold. Erweist euch dankbar, beugt die Knie, auf dass Rach' und Zwietracht flieh“.
Und ein paar Wegkreuzungen später stößt man plötzlich auf diesen Steinsarg, ein archäologisches Fundstück aus der Trichterbecherkultur, das 1849 durch einen Zufall entdeckt wurde. Der Unterschied zu Stonehenge besteht darin, dass diese Grabform unterirdisch ist. Ansonsten ist diese Grabstätte fast genauso alt wie das bekannte englische Bauwerk, wenn auch etwas weniger spektakulär.
Viele Pfade enden hier an einer höher gelegenen Stelle, die man im Volksmund „De Spoekenberch“ nannte, weil man früher glaubte, hier würde es spuken. Einer Sage zufolge soll hier nachts immer ein weißes Pferd erscheinen. Eine prächtige alte Buche steht an diesem Ort, mit zahlreichen anderen Zunderschwamm-Pilzen. Seit einem Blitzeinschlag ist der Baum von innen hohl: ein wahres Eldorado für Vögel, Fledermäuse und Insekten.
Selfie an den Gaasterlander Kliffs
Knapp dahinter funkelt auch schon das blaue Wasser der ehemaligen Zuiderzee durch das Grün der Bäume. Wer Kliffs sucht, braucht dafür nicht nach Irland. Einige bescheide Exemplare gibt es auch in Gaasterland. Hier kann man auch ruhig ein Selfie machen, ohne Angst haben zu müssen, herunterzufallen und am Boden zerschmettert zu werden.
Einst waren diese Kliffs rauer und steiler, aber seit dem Bau des Abschlussdeichs sind die Wellen bedeutend zahmer geworden. Am höchsten ist derzeit das Roode Klif bei Skarl. Hier lieferten sich die Friesen und die Holländer im Jahre 1345 heftige Gefechte. “Leaver dea as slaef“ (Lieber tot als Sklave) ist auf dem großen Stein am Aussichtspunkt zu lesen. Man ist halt in Friesland. Und die Friesen trugen damals den Sieg davon, den sie immer noch feiern: jedes Jahr am 26. September.
Aber auch das weniger spektakuläre Mirnser Klif ist ein lauschiges Fleckchen. Welch ein angenehmer Kontrast: erst der dichte Wald, dann diese Offenheit und der Panoramablick aufs Wasser. Sogar einen Sandstrand gibt es, der einst durch Abbröckelung des Kliffs entstanden ist. Hier kann man spielen, Kitesurfen, baden, ein Eis oder eine Portion Pommes zu sich nehmen, Vögel beobachten... oder einfach nur abhängen. Weil das Wasser hier so flach ist, erfreut sich das Mirnser Klif vor allem bei Kitesurfern großer Beliebtheit. Vor allem deutsche Urlauber haben die Stelle für sich entdeckt. Ein Teil des Strandes ist speziell für Kinder reserviert, die hier ein von der Natur geschaffenes Planschbecken vorfinden.
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